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5 Fragen an – Leben auf Achsen

Ein Leben auf Achsen – immer unterwegs.

Heute haben wir wieder zwei sehr interessante Persönlichkeiten im Interview. Viele würden sagen „Aussteiger“ andere schütteln vermutlich mit dem Kopf wenn sie die Zeilen lesen. Wir lieben solche Geschichten, denn sie zeigen wie bunt unsere Welt ist und dass jeder eine ganz eigene Vorstellung von seinem Leben hat. Viel Spass mit Sarah, Manu (+ Mogli) von ein Leben auf Achsen.

1) Ein Leben in einem mobilen Zuhause. Das klingt nach endloser Freiheit, Abenteuer & Selbstbestimmung. Welche Herausforderung gibt es immer mal wieder? Oder sogar täglich im Alltag?

Freiheit, Abenteuer und Selbstbestimmung sind das, was uns jeden Tag aufs Neue anspornt. Es ist befreiend, den Alltag so zu bestimmen, wie es einem gefällt und nicht durch das Klingeln des Weckers gestresst in den Tag zu starten. Man wächst über sich hinaus und verlässt öfters mal die eigene Comfort Zone. Allerdings kann dies manchmal auch ganz schön anstrengend sein oder auch mal nerven.

Das Zusammenleben als Mensch und auch als Paar, ist auf so engem Raum nicht immer leicht. Der Platz im Van ist begrenzt und man kann sich nicht einfach aus dem Weg gehen oder die Tür hinter sich zuschlagen. Deshalb ist es wichtig in Streitsituationen miteinander zu kommunizieren und auf die Bedürfnisse des Partners Rücksicht zu nehmen.

Zudem kann es sich als schwierig erweisen, täglich einen geeigneten Stellplatz in einem fremden Land oder in einer unbekannten Region zu finden. Oftmals fahren wir längere Zeit herum, um einen abgelegen Platz zu entdecken, an dem wir niemanden stören und es toleriert wird, frei zu stehen. Auch mit Hilfe des World Wide Web standen wir des öfteren vor einem kürzlich aufgestellten Schild ‚No Camping‘ und wurden zum Wenden gezwungen.

Das Wetter spielt in einem mobilen Zuhause ebenfalls eine wesentliche Rolle. Regnet es über längere Zeit und man wohnt in einem Van ohne Stehhöhe, ist die Outdoor Dusche von dessen Prognosen abhängig. Bei Wind und Wetter draussen zu duschen, ist nicht gerade das, was man sich unter Abenteuer und Freiheit vorstellt 😀

leben auf achse

2) Gab es für Euch ein Schlüsselerlebnis, welches dazu geführt hat Euer Leben komplett umzustellen? Nehmt uns gern mit in die Kinderschuhe und Gedanken Eures „Plans“.

Wir erinnern uns daran, als wir für ein verlängertes Wocheneden mit unserem Van in den Süden der Schweiz fuhren. Wir waren gerade erst am Ziel angekommen und wollten uns im kühlen Wasser erfrischen. Unser Hund Mogli sprang begeistert in den Fluss und sackte plötzlich in sich zusammen. Manu reagierte sofort und hob, den damals sechs Monate alten Mogli, aus dem sich rot färbenden Wasser.

Nach nicht mal einer Minute ist er in einen zerbrochenen Flaschenboden gestanden und hat sich den gesamten weichen Teil der hinteren Pfote, samt darunterliegenden Sehnen zerschnitten. Glücklicherweise konnten wir rechtzeitig einen Tierarzt in der Region aufsuchen, der ihn notfallmässig operierte und zusammenflickte. Für lange sechs Monate trug Mogli einen dicken Gips und das während dem Hochsommer. Bis heute sind die Folgen dieses Unfalls deutlich an seiner Hinterpfote zu sehen.Und das ’nur‘ wegen der Gedankenlosigkeit eines einzigen Mitmenschen.

Danach fiel uns der herumliegende Abfall und die Unachtsamkeit gewisser Menschen, umso mehr auf. Wir entschieden im eigenen Alltag zu beginnen und etwas zu verändern.

Ganz im Sinne: ‚Sei du die Veränderung, die du auf der Welt sehen willst.-Ghandi‘

Wir fingen damit an, bewusster auf unser Konsumverhalten zu achten und dies täglich umzusetzen. Wir konsumierten weniger, regionaler und verpackungsfreier. Dies gelang uns nicht immer. Meistens scheiterte es an der Zeit und Energie, welche im täglichen Arbeitsstress gefordert wurde. Bei den täglichen Spaziergängen mit Mogli sammelten wir den in der Natur verstreuten Abfall ein und entsorgten diesen nach jedem Auslauf.

In Manu war der Drang nach einem mobilen Leben seit der Kindheit vorhanden. Bereits seine Eltern lebten jahrelang ein solches Leben und erzählten gerne von ihren eindrucksvollen Erlebnissen.

Mir wurde erst während dem Reduzieren und bewussten Umdenken klar, dass es so für mich nicht weitergehen konnte. Obwohl wir zusammen ein ’sicheres‘ Leben führten, fehlte uns das gewisse Etwas. Das große Etwas namens Freiheit, Zufriedenheit und Glücklich sein. Wir mussten einsehen, dass uns der bislang bekannte Alltag, nicht die Aspekte bot, welche wir in unserem Leben verfolgen möchten. Wir überlegten uns ein kleines Haus oder eine kleine Wohnung in den Bergen oder auf dem Land zu suchen. Während dieser Suche, konnten wir uns allerdings nicht entscheiden, wo wir dieses Leben weiterführen möchten.

Dann überkam uns die Idee eines mobilen Zuhause, welches uns ermöglicht überall hinzu fahren und dort zu leben wo wir es gerne möchten. Nach einigen Recherchen und Überlegungen kam für uns ein herkömmlicher Wohnwagen oder Anhänger nicht in Frage. Wir suchten nach etwas Beständigem, welches nicht nach wenigen Jahren bereits den Wert verlieren würde.

Nach weiteren Abwägungen und langen intensiven Gesprächen war uns klar: das was wir suchen, gibt es so definitiv nicht, wir müssen uns mit unserem kleinen Budget etwas Eigenes bauen.

Kurz danach fanden wir einen geeigneten Bauwagen, entfernten den kompletten Aufbau, bauten ihn neu auf und zogen nach sechs Monaten ein. Die Idee war für zwei, drei Jahre darin zu leben und während dieser Zeit einiges an Geld zu sparen, um uns damit ein geeignetes Reisemobil auf vier Rädern zu kaufen und in die weite Welt hinauszuziehen.

Nach einem Jahr merkten wir, dass uns die 12qm2 allerdings bereits wieder ‚zu viel‘ sind und uns die Decke der Grossstadt, obwohl wir etwas ausserhalb mit unserem Bauwagen standen, komplett und komplett autark lebten, immer noch auf den Kopf fiel. Wir wollten raus. Und das so schnell wie möglich.

Wir verkauften den Bauwagen, kündigten unsere Jobs, reduzierten unser Habseligkeiten noch weiter, sodass alles in den Mowag passte.

Aufgrund der Arbeit besassen wir den Mowag Van bereits seit längerer Zeit. Er war und ist bis heute nicht das perfekte Reisemobil. Allerdings liess unser Budget nicht zu, uns etwas anderes zu kaufen und wir entschieden uns, das Beste daraus zu machen und mit dem roten Monster früher als ursprünglich geplant in die weite Welt hinaus zu ziehen.

3) Was bedeutet für Euch minimalistisch und Ressourcen-schonend zu leben?

Wir brauchen relativ wenig um glücklich zu sein. Das wurde uns spätestens in der vollgestellten, überteuerten Stadtwohnung klar, in der wir wohnten, bevor wir in den selbst ausgebauten Bauwagen und dann in den Van zogen. Unser Lebensmittelpunkt konzentrierte sich nahezu auf einen Raum. Die restlichen Räume dienten nur dazu, gereinigt zu werden.

Wir reduzierten nah dies nah unser Hab und Gut und konzentrierten uns auf das Wesentliche: Kleidung, ein paar Hygiene- und Reinigungsartikel, Nahrung, Wasser und unsere Geräte zum Arbeiten, sind nahezu alles, was wir im Mowag mitführen. Jegliche Luxusartikel haben wir verkauft, verschenkt oder fachgerecht entsorgt. Es ist extrem, was sich in einem Haushalt über die Jahre alles ansammelt und meist in einer Ecke verstaubt.

Heute bietet die Natur unserer kleinen Familie genügend Unterhaltungsmöglichkeiten und lässt uns den Alltag bewusster wahrnehmen.

Beim Umbau unseres Bauwagens und dem Van, setzten wir alles daran möglichst naturnahe und regionale Materialen zu wählen und zu recyclen, anstatt neu zu kaufen. Es ist uns bewusst, dass es nicht immer die perfekte Lösung gibt. Aber man kann sich bemühen diese zu finden und einigermassen umzusetzen 😉

In unserem Van haben wir deshalb einen 200 l Edelstahltank für das eigene Frischwasser installiert. Dieser ist mit einem Filtersystem aus Aktivkohle und Keramik verbunden, der es uns ermöglicht jegliches Wasser, aus einem Bach, Fluss, ja sogar abgestandenes Regenwasser zu filtern und bedenkenlos zu trinken. Wir können so, das Wasser in Plastikflaschen umgehen und schonen zugleich unseren Geldbeutel.

Auf dem Dach des Mowags, befinden sich zwei Solarpanels, welche unseren gesamten Strom generieren. Uns ist bewusst, dass die Herstellung einer solchen Batterie nicht wirklich umweltfreundlich ist. Allerdings bewährt sich eine autarke Stromlösung im Laufe der Zeit und benötigt keine AKW’s zur Herstellung. Wir Kochen auf einem Alkoholbrenner, welcher sich mit Bio- und selbst hergestellten Alkohol betreiben lässt. Somit umgehen wir jegliche Gassysteme oder Einwegkartuschen. Da wir unsere Grundressourcen selbst herstellen oder direkt aus der Natur beziehen, verbrauchen wir diese bewusster und in geringeren Massen. Leider ist es uns nicht möglich einen Garten in unserem 6 qm2 Van mitzuführen und uns selbst zu versorgen, darum setzen wir zusätzlich auf einen bewussten Lebensmitteleinkauf.

Dabei sind uns Herkunft, Transportwege und Produktion besonders wichtig. Wir strengen uns an, die umweltfreundlichste Lösung zu wählen. Bananen, welche zuerst 1000km transportiert werden müssen, sind für uns nicht notwendig. Dafür gibt es leckere heimische Äpfel oder Birnen aus der Region zu kaufen. Seit wir unterwegs sind, bieten sich weitere Möglichkeiten bei der Auswahl an frischem Gemüse oder Früchte. Auf einmal sind Orangen oder Zitronen regional und wir freuen uns auf diese Abwechslung.

Wenn uns etwas kaputt geht, ist der erste Weg den Gegenstand zu reparieren. Ist dies nicht mehr umzusetzen, bemühen wir uns diesen wiederzuverwerten und ihn anders weitig einzusetzen. Dadurch haben wir uns einige neue Fähigkeiten beigebracht und vieles dazugelernt.

4)  Wie schafft ihr es plastikfrei zu leben? 

Plastikfrei oder plastikarm zu leben ist ein sich entwickelnder Prozess an dem wir täglich arbeiten. Angefangen haben wir mit kleinen Schritten: Beim Einkaufen einen Stoffbeutel mitzunehmen und auf Kunststoff Flaschen zu verzichten, indem wir stets eine wieder befüllbare Edelstahl Flasche mit uns führten, war unser Start in ein möglichst Abfall- und plastikfreies Leben. Kleine Stoffbeutel oder Edelstahlboxen für Brot und den Einkauf auf dem Markt, vermeiden Einwegplastiksäcke und können immer wieder verwendet werden.

Wir besuchen regelmässig Wochenmärkte oder kaufen direkt auf einem Hof beim Bauer ein. Regional, saisonal und biologisch stehen für uns dabei im Vordergrund. Oftmals lohnt es sich auch einfach nett und mit einem Lächeln zu fragen und die persönliche Intension dahinter zu erklären.

Stück für Stück versuchten wir Lösungen zu finden, um den allfallenden Plastik im Alltag zu minimieren. Im Badezimmer war dies sehr leicht umzusetzen: Wir besitzen eine natürliche feste Seife und einen Rasierhobel mit austauschbaren Klingen. Für das Gesicht einen Lappen aus Bio Baumwolle. Wir lasen uns in das Thema No Poo ein, und begannen die eigenen Haare nur noch mit Wasser zu waschen und mit einer geeigneten Bürste zu pflegen. Deodorant und Zahnpasta stellen wir selbst her und zur Hautpflege nutzen wir eine Mischung aus Hanfsamen- und Sonnenblumenöl. Alle Zutaten können wir mittlerweile unverpackt einkaufen und umgehen dadurch einiges an Einwegverpackungen.

Wir vermieden es Kunststoffzahnbürsten zu kaufen und setzten auf Holzzahnbürsten aus heimischen Hölzern. Das Waschmittel mischen wir aus Soda, Natron und Kernseife. Alle Zutaten lassen sich ebenfalls unverpackt oder in Papier einkaufen. Als Allzweckreiniger mischen wir Essig mit Wasser, that’s it.

Als letztes widmeten wir uns der Küche. Eine Holzspülbürste mit auswechselbarem Kopf begleitet uns nun seit mehreren Jahren. Dazu einige selbstgenähte Bio-Baumwolllappen, ein selbst hergestelltes Spülmittel und Handtücher für den Alltag. Die Küchenrolle haben wir von Anfang an verbannt, genauso wie Taschentücher. Wiederverwenden und waschen ist unser Credo 😉 Um Hartnäckiges zu entfernen häkle ich Topfschrubber aus Hanfschnur, welche man z.Bsp. in Seilereien unverpackt kaufen kann.

Beim Einkaufen bzw. Neukaufen lässt sich Plastik am besten vermeiden. Wir leben nach dem Motto: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle.

Damit machen wir täglich gute Erfahrungen und sparen einiges an Kosten, da wir uns zweimal überlegen, ob wir diesen Gegenstand nun wirklich brauchen und somit weniger konsumieren. Wenn wir uns trotzdem was neu anschaffen, achten wir auf eine möglichst plastikarme, regionale und fair produzierte Lösung.

Die größte Herausforderung für uns war und ist die Wahl unserer Kleidung. Plastik versteckt sich in zahlreichen Kleidungsstücken. Stück für Stück haben wir unsere Klamotten gegen Naturfaserkleidung ausgetauscht und besitzen nun eine kleine aber feine Auswahl einer Naturfasergarderobe.

Hanf, Leinen, Jute, Wolle und BioBauwolle sind da geeignete Materialen. Doch auch dabei gibt es Unterschiede und es ist nicht immer einfach eine komplett nachhaltige Alternative zu entdecken. Bei den Schuhen haben wir eine tolle Lösung gefunden. Die Produzenten von Ethletic haben komplett plastikfreie, vegane, faire und nachhaltige Schuhe entwickelt, welche wir nur empfehlen können. (Wir werden für diese Werbung nicht bezahlt xD)

Wichtig ist, ein gesundes Bewusstsein zu entwickeln und sich dem Konsumwahn nicht vollends hinzugeben. Würden sich der größte Teil der Menschheit bereits beim Kauf Gedanken machen, wie sich die Konsequenzen und Hinterlassenschaften ihres Konsums bezüglich der Umwelt und Natur auswirken, könnte man das Müllproblem der heutigen Zeit bestimmt umgehen. Wer kauft schon ohne schlechtes Gewissen umweltschädliche, umweltbelastende oder schwer abbaubare Produkte?

Doch leider reichen die Gedanken und das Bewusstsein der meisten Menschen gar nicht erst soweit und sie greifen gedankenlos ins erste Regal.

5) Wenn ihr eine Sache sofort ändern könntet die Eure persönliche Welt verbessert, was wäre das?

Das Bewusstsein der Menschheit zu erreichen, zu ändern und zu sensibilisieren.

Ganz nach dem Motto: ‚The world is changed by your example, not by your opinion‘ Paulo Coehlo

leben auf achsen

Wie bereits erwähnt: Wenn jeder in seinem Alltag beginnt zu reduzieren und nicht kopflos konsumiert, könnten wir das Abfallproblem weltweit eindämmen. Beim Einkauf beginnt die  Problematik. Der größte Teil der Menschheit macht sich keine Gedanken vor, während oder nach dem Konsumieren. Es interessiert sie nicht, wie und unter welchen Umständen ein Produkt produziert wird, ob es in irgendeiner Form recycelt, wiederverwertet oder bedenkenlos abgebaut werden kann. Das Geld und der Wahn alles haben zu müssen, unterbindet den gesunden Menschenverstand und lässt zu, dass wir gedankenlos immer mehr konsumieren.

Wenn sich wenigstens die Hälfte aller Menschen einem bewussten Einkauf widmen würden oder erneut beginnen viele Dinge selbst herzustellen, könnte man viele Probleme unsere heutigen Zeit umgehen.

Wer jetzt noch mehr über die drei erfahren möchte kommt über den Link auf ihren Blog.

Auch wir vertreten die Meinung, dass jeder Konsument bei jedem Einkauf die Wahl hat und die Plastikmüll-Problematik mit jedem Einkauf eindämmen kann. Ein Anfang ist schnell gemacht. Alles Schritt für Schritt.

 

 

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