Gerade in Deutschland gibt es gefühlt eine regelrechte Mülltrennungs-Meisterschaft. Laut Umfragen finden das auch 92% der Befragten richtig und befürwortet das Recyceln von Verpackungsmüll. Doch es ist letztendlich gar nicht so einfach für jeden Einzelnen zu entscheiden welches Material in welche Tonne kommt. Daher findest du in diesem Beitrag einige Infos & Tipps zum Müll trennen. Und wir gehen der Frage nach ob Recycling die Lösung ist um unser Müllproblem in den Griff zu bekommen.
Welcher Müll kommt in welche Tonne?
Eigentlich ist es simpel und schnell erklärt. Es gibt generell 5 Kategorien von Müll:
Leichtverpackungen (LVP) aus Kunststoff, Alu, Weißblech oder Verbundmaterialien wie Getränkekartons
Behälterglas (also keine Trinkgläser, kein Flachglas)
Papier/Pappe/Karton
Restmüll
Bioabfall
Was kommt in den gelben Sack (gelbe Tonne)?
In den gelben Sack oder die gelbe Tonne kommen ausschließlich Leichtverpackungen aus Metall, Verbundmaterial und Kunststoffe. Vor allem Verpackungen von Lebensmitteln. Übrigens benutztes Backpapier gehört nicht in den gelben Sack sondern in den Restmüll, obwohl es beschichtet ist. Der grüne Punkt hat hier eine schöne Grafik erstellt, die du hier runterladen kannst.
Doch wie sieht es mit dem Recycling des Inhalts der gelben Tonne aus?
Kommt darauf an wen man fragt. Nach Angaben der deutschen Regierung sind Zahlen von 45% im Raum. Doch effektiv sind es nur 16%. Was passiert mit dem Rest? Die übrigen 84 Prozent des Plastikmülls werden entweder ins Ausland verschifft oder in Verbrennungsöfen vernichtet.
Unter Recycling versteht man gerade in Deutschland auch die thermische Verwertung, aka Verbrennung. Der Großteil der Lebensmittelverpackungen, besteht aus Mischkunststoff und kann gar nicht sortenrein getrennt werden. Daher wird es verbrannt und zur Energiegewinnung genutzt.
Die Heinrich Boll Stiftung hat einen wertvollen Plastikatlas mit vielen weiteren Fakten & Erkenntnissen erstellt. Fest steht Deutschland ist keinesfalls der Recyclingweltmeister, wie wir uns gern selbst so sehen wollen oder die Welt es glauben lassen.
„Fun“ Fact: schwarze Plastikverpackungen werden gar nicht von dem Infrarot Licht der Sortieranlagen erkannt und aussortiert. Obwohl die meisten Verpackungen aus HDPE, einem sehr guten recyclebaren Kunststoff hergestellt sind. Also besser Finger weg von schwarzen Verpackungen aller Art.
Leere Flaschen und Gläser gehören farbsortiert nach Weiß-, Braun- und Grünglas in den jeweiligen Altglascontainer. Wichtiger Merksatz beim Glasrecycling: Blau ist Grün! Blaues Glas gehört immer in den Grünglascontainer. Es ist auch wichtig, dass kein Buntglas im Weißglas Container landet, denn bereits eine grüne Sektflasche ist in der Lage, 500 kg farbloses Glas grünlich einzufärben. Andersrum ist es nicht dramatisch.
Was kommt rein in den Glascontainer?
Getränkeflaschen aus Glas
Konservengläser
Flakons aus Glas
Sonstiges Verpackungsglas
Das muss draußen bleiben:
Autoscheiben
Autolampen ›
Auflaufformen
Bleiglas
Blumentöpfe, Blumenvasen
Flachglas (Draht-, Spiegel-, Sicherheitsglas …)
Glaskeramik
Glaskochplatten
Glühbirnen
Hitzebeständiges Glas
Kachelofen- und Kaminglas
Glas ist gut recycelbar.
Glas lässt sich unendlich oft wieder verwenden. Es kann beliebig oft in den Schmelzprozess zurückgeführt und zu neuen Produkten verarbeitet werden. Da recyceltes Glas bei niedrigeren Temperaturen als die zur Glasherstellung erforderlichen Rohstoffe schmilzt, sinkt der Energiebedarf, wenn Glasscherben zugesetzt werden. Einschmelzen von Altglas schützt so das Klima und spart Rohstoffe wie Quarzsand, Soda und Kalk ein. Wenn Du genauere Statistiken durchlesen möchtest, kannst du zum Umweltbundesamt rüber gehen.
Dennoch ist es immer besser auf Mehrwegglas zurückzugreifen als Einweg. Gibt am Ende eine bessere Klimabilanz.
Müll trennen – Welches Papier kommt in die Altpapier Tonne?
In die Altpapier Tonne (meist blau) gehört Papier, Kartonagen und Verpackungen aus Pappe oder Karton. Besonders wichtig ist es hier nur sauberes, kein verschmutztes Papier in die Tonne scheißen. Das garantiert einen hohen Wert des Rohstoffs für das Papierrecycling und damit letztendlich ein hochwertiges Endprodukt.
Papier Recycling spart Energie & Wasser
Papier ist kein Müll, sondern eine wertvolle Ressource, die sich immer wieder verwerten lässt. Um neues Papier aus alten Kartons, Zeitungen, Magazinen und Co. zu gewinnen, sind mehrere Aufbereitungsverfahren notwendig.
Die ökologische Bilanz spricht eindeutig für den Recyclingprozess. Denn insgesamt ist es einfacher und ressourcenschonender, den Papierrohstoff Zellulose aus Altpapier zu gewinnen als aus Holz. Für die Herstellung werden weniger Chemikalien, weniger Energie und weniger Wasser benötigt.
Laut Umweltbundesamt verschlingt die Produktion von einem Kilogramm Frischfaserpapier 50 Liter Wasser und fünf Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Recyclingpapier werden bloß 15 Liter Wasser und zwei Kilowattstunden Strom benötigt.
Wenn du herausfinden willst, wie genau aus unserem Altpapier Recyclingpapier entsteht, schau dir dieses Video bei Youtube an. „Fun“ Fact: Kassenzettell gehören nicht ins Altpapier, weil sie thermobeschichtet sind gehören sie in den Restmüll.
Biomülltonne. Was darf rein?
In Deutschland gibt es für viele Dinge eine Verordnung. So auch eine Bioabfallverordnung. jedoch gilt diese Übersicht nicht für jedes einzelne Bundesland oder Stadt. Denn es ist lokal sehr unterschiedlich was in den Biomüll wandern darf und was nicht. Hier kommt eine Richtlinie:
Gartenabfälle (zum Beispiel Abraum von Beeten, Baumschnitt, Baumrinde, Blumen, Blumenerde, Hecken- und Strauchschnitt, Laub, Nadeln, Pflanzen, Pflanzenteile, Reisig, Moos, Rasen- und Grasschnitt, Unkraut, Wildkraut, Zweige)
Heu, Stroh (kleine Mengen)
Topfpflanzen (ohne Topf), auch mit Blumenerde
Schnittblumen
Bioabfall-Sammeltüten aus Papier und aus gekennzeichneten biologisch abbaubaren Kunststoffen
Brot- und Backwarenreste
Eierschalen
Fischreste und -gräten (haushaltsübliche Mengen; gegebenenfalls in Küchenpapier/Küchenkrepp oder Zeitungspapier eingewickelt, kein bunt bedrucktes Papier)
Fleisch- und Wurstreste (haushaltsübliche Mengen; gegebenenfalls in Küchenpapier/Küchenkrepp oder Zeitungspapier eingewickelt, kein bunt bedrucktes Papier)
Gemüsereste, Gemüseabfälle (zum Beispiel Kartoffelschalen, Gemüseputzreste und so weiter)
Salatreste, Salatabfälle
Käsereste, einschließlich Naturrinde
Kaffee-Filtertüten, Kaffeesatz
Knochen (haushaltsübliche Mengen; gegebenenfalls in Küchenpapier/Küchenkrepp oder Zeitungspapier eingewickelt, kein bunt bedrucktes Papier)
Milchproduktreste
Nussschalen
Obstreste, Obstschalen (auch von Südfrüchten, Zitrusfrüchten)
Speisereste, roh, gekocht, verdorben (haushaltsübliche Mengen; gegebenenfalls in Küchenpapier/Küchenkrepp oder Zeitungspapier eingewickelt, kein bunt bedrucktes Papier)
Teebeutel, Teereste
Federn
Haare
Kleintierstreu (nur aus biologisch abbaubarem Material) einschließlich enthaltenen Exkrementen von Kleintieren
Holzwolle, Holzspäne, Sägespäne (nur von unbehandeltem Holz)
Bioplastik gehört übrigens auf gar keinen Fall in die Biotonne. Das Material zersetzt sich selbst in den professionellen Biomüll-Sammelstellen nicht schnell genug. Übrig bleiben kleine Plastikfetzen, die den jetzt entstandenen Dünger beeinträchtigen. Also ist der heimische Komposthaufen auch keine Lösung. Und kein Landwirt möchte schließlich Plastikfetzen auf seinem Acker haben.
In die schwarze Tonne gehört der sogenannte Haus- oder Restmüll – das sind alle Abfälle, die nicht getrennt gesammelt werden können und nicht wiederverwertet werden können. Gerade weil die Abfälle, die in die Restmülltonne gehören, nicht mehr verwendet werden können ist es besonders wichtig, hier keine Stoffe zu entsorgen, die anderweitig noch verwertet werden können.
Glühlampen und Halogenlampen
Staubsaugerbeutel
Kalte Brikettasche, Stein- und Braunkohleasche
Porzellan- und Keramikscherben, Blumentöpfe
Spiegel- und Glasscherben
Zigarettenkippen
Lumpen und alte, kaputte oder stark verschmutzte Textilien, Putzschwämme und Leder
Katzen- oder Kleintierstreu
Abgekühltes Öl und Frittierfett
Hygieneartikel wie Windeln, Watte, Damenbinden, Verbände und Pflaster
Büroartikel wie Aktenordner, behandelte Papiere und Stifte
Heimwerkerartikel wie Pinsel, Schleifpapier, Tapeten, Kabelreste, Schläuche, Teppich- und vorbehandelte Holzreste, Draht
Ton- und Datenträger
Essensreste wie Fleisch, Fisch und Wurst sowie Kaugummis
Asche und Kehricht
Gummiabfälle
Wachsreste von Kerzen, Boden- oder Haarwachs
Einweg-Feuerzeuge
Was gehört nicht in den Restmüll?
Recycelbare Abfälle wie Kunststoffe, Tetrapaks, Styroporverpackungen oder Metalle
Grünabfälle
Sauberes Papier, Pappe und Kartonage
Schadstoffe wie Batterien, Energiesparlampen, Löse- und Reinigungsmittel, flüssige Farben, Lacke, Altöle, Holz- und Pflanzenschutzmittel, alte Medikamente
Elektrokleinteile wie Rasierer, Toaster, Bügeleisen oder Radios
Scherben von Waschbecken oder Toilettenschüssel
Was passiert mit dem Restmüll?
Restmüll wird nahezu komplett verbrannt. Die bei der Müllverbrennung entstehende Energie wird dann zum Heizen oder zur Erzeugung von Strom verwendet. Als Nebenprodukt entstehen aber eben auch CO2-Emissionen und giftige Schlacken und Staub. Das ist natürlich wiederum schädlich fürs Klima.
Müll trennen & Recycling ist nicht die alleinige Lösung.
In erster Linie müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen, ehrlich und kritisch mit unserem eigenen Konsum und mit unseren eigenen Müllberg auseinander setzen. Denn der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Damit meine ich jetzt nicht einen 100% igen ZERO WASTE Haushalt & Lebensstil. Es geht darum, dass wir selbst jeden Tag möglichst viel Einweg Plastik und unnötigen Müll vermeiden. Kleinvieh macht auch Mist. 😉
Wenn Du jetzt weitere Fragen im Kopf hast, wie: Wo entsteht der meiste Müll bei mir im Haushalt? Wo kann ich Müll reduzieren? Warum sollte ich Müll überhaupt reduzieren? Dann können wir Dir mit weiteren Beiträgen weiterhelfen:
Wie kann man andere Menschen davon überzeugen, weniger Müll zu produzieren? Obwohl oder gerade weil man in einem reichen Industrieland wie Deutschland lebt? Und warum sollten wir das überhaupt tun? All diese Fragen klären wir in diesem Beitrag