Aldi-Plastiktüten für die Umwelt?
Schon seit längerem beobachten wir den Facebook-Account von Aldi-Süd – es geht uns einfach gegen den Strich, dass sich Aldi-Süd dort immer wieder damit feiert, dass man ja so umwelt- und klimafreundlich sei. Das ist zwar nicht nur bei Aldi-Süd der Fall, aber hier fällt es uns ganz besonders auf. Wir haben deshalb mal nachgefragt, im Bezug auf: Aldi-Plastiktüten.
Und irgendwie passt es dann halt nicht so ganz, dass wir insbesondere nach einem Aldi-Einkauf alle möglichen Waren von Plastik befreien müssen, dass wir dort deutlich zu viele Leute mit Plastiktüten beobachten und dass uns bspw. letztens noch eine Kassiererin auf Nachfrage mitteilte, dass „niemand den Müll, den die Kunden in die dafür vorgesehenen Abfallbehälter werfen, trennen würde.“ Wäre ja auch zu aufwendig, immerhin gibt es gar keine Tonne explizit für Plastik, sondern nur für Pappe/Papier.
Wer mehr über die Bioplastik-Lüge, den plastikfreien Einkauf und unsere Sicht zum Thema Plastiktüten erfahren möchte, kann gerne auf die Links klicken.
Gestern haben sie wieder Mal einen Beitrag gepostet.
Für unsere Umweltkampagne habt ihr im Januar in nur zehn Tagen über 12.800 virtuelle Bäume gepflanzt.
Wir haben unseren Teil der Abmachung eingehalten und im April für jeden digitalen Baum einen realen Setzling eingepflanzt – über 12.800 kleine Bäumchen für unseren Wald der Zukunft.
Wir danken euch noch einmal ganz herzlich für euer Engagement!
PS: Wer noch mehr Einsatz zeigen möchte, jetzt auf www.einfach-besseres-klima.de
Wir haben diesen Artikel auf der Facebook-Seite von Aldi-Süd kommentiert – unser Kommentar lautete (wenn auch nicht unbedingt auf die Bäume bezogen, Bäume pflanzen ist immer gut!):
Wann fängt denn Aldi endlich an die Plastiktüte aus den Läden zu verbannen? So schwer kann das ja eigentlich nicht sein … können Rewe oder Penny ja auch.
Aldi´s Antwort von der guten Jaqueline (Hinweis: Wir wissen, dass es sich hierbei um eine Standardantwort handelt und dass dieser Kommentar nicht zwingend Jaquelines Meinung darstellt – deshalb richtet sich unser Beitrag ausdrücklich nicht gegen Jaqueline):
Hallo Micha El,
wo immer es möglich ist, reduzieren wir Verpackungsabfall und wählen wiederverwertbare Materialien. Zu unseren Tragetaschen möchten wir dir folgendes mitteilen: alle von uns angebotenen Taschen lassen sich mehrfach verwenden. Wir fördern die mehrfache Verwendung der Tragetasche aktiv, indem die Folienstärke unserer dünnsten Tragetasche, der Schlaufentragetasche zu 0,10 Euro, 55µm nicht unterschreitet. Die Tragetasche wird nach den Vergaberichtlinien des Labels „Blauer Engel“ hergestellt. Wir möchten die mehrmalige Verwendung von Plastiktüten zudem dadurch unterstützen, dass wir diese nicht kostenlos anbieten.
Zum Schutz der Umwelt fördern wir die mehrmalige Verwendung von Tragetaschen und ermöglichen daher den Kauf einer „Allzwecktasche“. Hergestellt wird dieses Produkt aus rund 80 Prozent recyceltem, weißen Polyethylenterephthalat (PET) und rund 20 Prozent neuem, weißem PET.
Viele Grüße, Jacqueline vom ALDI SÜD Team
„Falsche“ Antwort, Aldi-Süd
Puuuuuh, wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen. Das ist aus unserer Sicht wieder mal so eine WischiWaschi-Antwort, mit der man selbst versucht sich ein gutes Gewissen einzureden.
Vorab soviel: Wenn es ganze Länder schaffen, die Plastiktüte generell abzuschaffen, REWE, Penny oder sogar LIDL immerhin die Einkaufsplastiktaschen an der Kasse verbannen (die dünnen Plastiktüten in der Obstabteilung sind ein anderes Thema) – mit welcher Begründung macht Aldi da nicht mit?
Okay Aldi – folgende Aussagen an Eurer lustigen Antwort möchten wir in Frage stellen (Hinweis der Redaktion: fast alle!)
Also erstens ist das nicht die Antwort auf unsere Frage. Die Frage war nicht, was Aldi alles Tolles macht, die Frage war wann Aldi die Plastiktüte abschafft. Gerade Aldi als Big-Player sollte hier auch eine Vorbildfunktion haben – und es ist uns nicht klar wieso andere Ketten wie bspw. Lidl (!!), REWE oder Penny die Plastiktüte abschaffen, Aldi jedoch nicht.
Aldi zwischen Wunsch und Wirklichkeit
wo immer es möglich ist, reduzieren wir Verpackungsabfall
Aldi-Süd, könnt ihr mir ein einziges, stichhaltiges Beispiel nennen, wo ihr Verpackungsabfall vermeidet? Wenn wir bei da einkaufen, haben wir deutlich mehr Verpackungsabfall als wenn wir bei der Konkurrenz einkaufen. Bei Aldi-Süd sind so viele Sachen eingepackt – egal ob Bio oder nicht. Bananen, Birnen, Äpfel, … fast alles in Plastik eingepackt … Also Aldi-Süd, erzählt uns nicht das Ihr versuchen würdet, Verpackungsabfall zu reduzieren.
Wenn doch: wo GENAU?
Mehrfache Verwendung von Plastiktüten
alle von uns angebotenen Taschen lassen sich mehrfach verwenden
Klar. Man könnte sie mehrfach verwenden. Nur leider machen das zu wenige Menschen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „könnte“ – ich „könnte“ auch gleich mal Donald Trump anrufen und ihm sagen, dass es den Klimawandel tatsächlich gibt.
Und das ändert auch nichts daran, dass es immer noch Millionen von Plastiktüten gibt, die eben nicht wiederverwendet werden und im Hausmüll, in der gelben Tonne, im Meer, im Busch, im Wald, in Buxtehude oder auf einer Malediven-Insel landen, weil z.B. Lieschen Müller sie mit in den Urlaub nimmt, darin ihre Sonnencremes aufbewahrt und die Tüte unter äußerst unglücklichen Umständen vom Ausflugsboot in den Ozean fällt. Und – es ist halt am Ende immer noch eine Plastiktüte. Und was haben wir gelernt? Plastiktüten verrotten NIE.
Was bedeutet eigentlich „aktiv“?
Wir fördern die mehrfache Verwendung der Tragetasche aktiv, indem die Folienstärke unserer dünnsten Tragetasche,
der Schlaufentragetasche zu 0,10 Euro, 55µm nicht unterschreitet.
Moment – weil die Folienstärke der Schlaufentragetasche 55µm nicht unterschreitet, handelt ihr AKTIV? Wisst Ihr, was „aktiv“ ist? „Aktiv“ ist, wenn man bei 35 Grad Müll sammelt. Oder wenn man Haie rettet. Oder Strohhalme aus der Nase einer Schildkröte zieht. Aber bestimmt nicht wenn man eine Mindestdicke von Plastiktüten einhält.
Mindestens 55µm – wow, beeindruckend. Was genau ist daran jetzt positiv? Dass die Tüten dick sind? Cool, dann sind ja bestimmt auch stabil … das mag für die paar Kunden, die ihre Taschen wiederverwenden, positiv sein, weil ihnen die Cola-Dosen und der in Plastik eingeschweisste Bio-Broccoli nicht auf die Straße fallen – für die Umweltbilanz dieser Tüten aber ganz bestimmt nicht.
Ob es Kunden gibt, die sich sagen: „Gott sei Dank, diese Tüte ist 55µm dick, die kann ich ja wiederverwenden!“ ???
Der blaue Engel – Freund oder Feind?
Die Tragetasche wird nach den Vergaberichtlinien des Labels „Blauer Engel“ hergestellt.
Darüber schreiben wir nochmal einen eigenen Artikel. Aber vielleicht soviel: Der Blaue Engel bescheinigt NICHT die völlige Unbedenklichkeit eines Produkts. Er sagt lediglich aus, dass die Produkte umweltfreundlicher sind als vergleichbare Produkte dieser Produktgruppe. (Quelle: Nabu)
Plastiktüten sind bei Aldi-Süd nicht kostenlos – wie beeindruckend!
Wir möchten die mehrmalige Verwendung von Plastiktüten zudem dadurch unterstützen, dass wir diese nicht kostenlos anbieten.
Okay Aldi-Süd, toll dass ihr Euch an die Vereinbarung haltet, die das Bundesumweltministerium gemeinsam mit den Handelsvertretern erarbeitet hat, basierend auf einer EU-Richtlinie. (Quelle: Umweltbundesamt) Von „möchten“ kann hier also eher keine Rede sein. Lasst uns kurz nachdenken ob es deutsche Supermärkte oder Discounter gibt, bei denen die Plastiktüten noch umsonst wären … ähm – nein.
Unabhängig davon – wenn eine Tüte 1o oder 20 Cent kostet, denkt Ihr dass das wirklich einen Nutzen hat oder dass es einen Kunden davon abhält, eine Plastiktüte zu kaufen? Bei aller Rücksichtnahme auf finanziell nicht allzu gut gestellte Mitmenschen – aber ob man für den Einkauf nun EUR 11,33 oder EUR 11,43 oder EUR 11,53 zahlt …
Wie in unserem Artikel dazu bereits vorgeschlagen, diese Tüten müssten MINDESTENS 1 Euro kosten. Und dann 5. Und dann 10.
10 oder 20 Cent sind aus unserer Sicht leider kein Betrag, von dem sich Kunden in Deutschland abschrecken lassen. Wir reagieren leider erfahrungsgemäß nur auf Verbot, Verzicht oder auf hohe Kosten.
Aldi schlägt eine Alternative für ihre Plastiktüten vor
Zum Schutz der Umwelt fördern wir die mehrmalige Verwendung von Tragetaschen und ermöglichen daher den Kauf einer „Allzwecktasche“.
Hergestellt wird dieses Produkt aus rund 80 Prozent recyceltem, weißen Polyethylenterephthalat (PET) und rund 20 Prozent neuem, weißem PET.
Das ist wohl der einzige Teil der Antwort mit einem halbwegs positiven Charakter.
Zugegeben sind Mehrfachtragetaschen definitiv besser als die Einweg-Tragetaschen. Allein schon aufgrund ihrer Machart und der Haptik motivieren sie viele Kunden zu einer mehrfachen Verwendung. Sie sind zwar immer noch aus Plastik, sind aber halt kein Wegwerfplastik per Definition.
Sehr problematisch wird es jedoch, wenn diese Mehrfachtragetaschen am Ende doch nicht mehrfach verwendet werden. Denn dann ist die Ökobilanz katastrophal (das wäre aber auch bei Jutebeuteln der Fall – mit dem kleinen aber feinen Unterschied, das Jutebeutel halt einfach nicht aus Plastik sind).
Aldi – bitte nachbessern
Liebes Team von Aldi-Süd, vielen Dank für Eure Antwort.
Eine mögliche, positive Antwort auf unseren Facebook-Kommentar wäre bspw. gewesen:
Hallo Micha El, vielen Dank für Deine Frage. Aldi-Süd möchte sich in Zukunft wirklich für den Umweltschutz einsetzen und ich darf Dir mitteilen, dass wir als ersten Schritt in die richtige Richtung künftig vollständig auf unseren Bestseller, die Schlaufentragetasche, verzichten werden. Der Grund, warum wir unseren Wettbewerbern oder bspw. einem Land wie Kenia oder Ruanda bisher noch nicht gefolgt sind, ist dieser und jener … auf lange Sicht möchten wir hier sogar eine Vorbildfunktion einnehmen und unsere Kunden und Wettbewerber dazu animieren, möglichst vollständig auf sämtliche Plastiktragetaschen zu verzichten …. und so weiter.
Solange Aldi oder andere Ketten nicht handeln – was kannst Du tun?
Alle Ozeankinder und deren Freunde, Opa, Oma, Bekannte, Ex-Liebhaber oder Haustiere sind dringend dazu aufgerufen, diese Petition zu zeichnen: Petition bei Change.org
Lasst Euren Plastikmüll direkt in der Filiale – die Läden sollen ihren Scheiß behalten. Wer Verpackungen in Umlauf bringt, muss sie auch wieder zurücknehmen. Das gilt für Verpackungen aller Art. Per Verordnung (Quelle)
Verwendet mindestens die Mehrwegtragetaschen, idealerweise einen selbst mitgebrachten Mehrwegbeutel oder den Rucksack oder eine Kiste im Auto. Wenn Ihr Mehrwegtragetaschen nutzt, ist es sehr wichtig dass Ihr sie auch wirklich mehrfach nutzt.