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Plastik in der Natur und Umwelt

Erkenntnisse und wissenschaftliche Fakten über Plastik in der Natur.

Wie sieht es eigentlich aus mit wissenschaftlichen Fakten und gibt es vielleicht neue Erkenntnise zum Thema Plastik in der Natur und unserer Umwelt? Am vergangenen Freitag waren wir auf der Informationsveranstaltung der WWU Münster und dem NABU.

Ein ganzer Tag mit verschiedenen Vorträgen und Diskussionsrunden. In diesem Beitrag fasse ich meine AHA- Erlebnisse zusammen und liste weitere, aktuelle Fakten über Plastik in der Natur auf.

Mikroplastik – ist überall

Vor drei Jahren war das Wort so gar nicht gegenwärtig. Heutzutage ist das zum Glück ganz anders. Dass es Mikroplastik in Kosmetik gibt, ist glaub ich schon bei vielen Menschen angekommen. Doch das ganze Thema ist noch viel dramatischer. Wenn Du bisher noch nicht so viel über das Thema gelesen hast, empfehle ich Dir auch diese Beiträge:

Fakten & Erkenntnisse über Mikroplastik

  • An jedem Ort, an dem Proben entnommen wurden, fand man Mikroplastik
  • Jeder Fluss in Süd- und Westdeutschland trägt Mikroplastik in unterschiedlicher Konzentration mit sich
  • 88% des gefundenen Mikroplastiks in Flüssen ist PE (Polyethylen) & PP (Polypropylen)
  • bisher gibt es keine exakte Möglichkeit um das Risiko von Mikroplastik für den Menschen zu bewerten.
  • Selbst in Stillgewässern (Seen, mit und ohne Flusszulauf) wurde Mikroplastik gefunden
  • alle Tiere fressen kleinste Plastikteilchen, jedes untersuchte Tier hatte Plastik im Verdauungstrakt
  • Plastik lagert sich nicht nur im Magen der Tiere ab, sondern auch im Gewebe.
  • 75 % der Plastikverschmutzung in Deutschland ist Mikroplastik
  • Mikroplastik wurde auch in der Luft festgestellt
  • Selbst im Schnee & Eis der Arktis wurde Mikroplastik nachgewiesen.

Welche Quellen an Mikroplastik gibt es?

  1. Reifenabrieb
  2. Abfallentsorgung
  3. Bitumen aus Asphalt
  4. Granulat Verluste
  5. Sport & Spielplätze
  6. Baustellen
  7. Schuhsohlen
  8. Kunststoffverpackungen (Aus Makroplastik wird mit der Zeit Mikroplastik)
  9. Fahrbahnmarkierung
  10. Wäsche (Kunststofffasern in Kleidung)

Plastik in der Natur: Arktis

Die nachfolgenden Fakten haben mich doch sehr schockiert. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) erforscht die Polargebiete der Arktis & Antarktis, sowie die Küsten und Meere gemäßigter Breiten. Von der Atmosphäre bis zur Tiefsee.

  • von 2002 bis 2011 hat sich der Müll am Meeresboden (2.500 Tiefe des „Hausgarten“) verdoppelt
  • 27 Teile Müll pro km2, 8.081 Teile Müll pro km2 auf dem Tiefseeboden der Arktis
  • die Belastung am Meeresboden ist um 300 Mal höher als an der Oberfläche
  • in der Arktis entwickelt sich ein 6. Müllstrudel
  • 53% des Mülls ist Plastik 27% Glas

Wie kommt der Müll in der Arktis?

Der Golfstrom bringt das Plastik mit der Strömung in den Norden. Durch den Rückgang des Eises wächst der Schiffsverkehr. Vor allem die Fischerei. Diese Branche ist einer der Hauptverursacher des Plastikmülls im Meer. Mikroplastik kommt aus dem Nordpazifik und mit den Flüssen aus Sibirien in die Arktis.Wissenschaftler vermuten, dass die Arktis eine Sackgasse für den Plastikmüll ist.

Woher kommt der Müll?

Das AWI hat in seiner Analyse festgestellt, dass der sichtbare, gestrandete Müll in Spitzbergen 9-524g pro m2 beträgt. Das entspricht ungefähr der gleichen Menge Müll wie an asiatischen Stränden. 41 % des gefundenen Mülls kommen aus nahen Quellen, 43% aus Europa (9% des Mülls sogar aus Deutschland) und 9% aus fernen Quellen wie Südamerika. Es ist somit bewiesen, dass unser menschengemachter Müll sehr lange Wege im Ozean überwindet oder bis auf den Meeresboden absinkt.

Bodenbelastung durch Plastik

Du kannst es dir sicher denken, auch unsere Böden sind durch unseren Plastikmüll mittlerweile belastet. Doch wie kommt das? Kompost (Inhalt der Biotonnen), Gärreste und auch der Klärschlamm gelangt auf unsere Böden. Im Klärschlamm wurden bei Analysen 1.000-24.000 Teile pro Kilo gefunden.

Die Ursachen dafür:

  • sind Bodenverbesserungsmittel
  • der Einsatz von Mulchfolien in der Landwirtschaft
  • Bewässerung druch Grundwasser & Abwasser
  • Überflutung (Fluss, See oder Meerwasser)
  • Vermüllung
  • Straßenabfluss
  • atmosphärische Desposition 

Wie ist der aktuelle Forschungsstand? 

Es gibt bisher keine oder sehr wenige repräsentative Studien. Generell stehen viele Forschungen im Bezug auf Plastik und dessen Auswirkungen auf Mensch & Natur ziemlich am Anfang. Auch welchen Weg der Müll nimmt, woher es kommt ist alles wenig wissenschaftlich erforscht und bewiesen.

Was macht die Regierung gegen Plastikmüll?

Das Bundesministerium für Bildung & Forschung möchte wissenschaftliche Verfahren, Methoden, Instrumente und Begriffe zur Untersuchung von Plastik in der Umwelt entwickeln und etablieren. Das sind die Ziele:

  • ein konsistentes Bild des Gesamtproblems soll erstellt und international zur Grundlage des Handelns gemacht werden,
  • gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollen Lösungsansätze identifiziert, entwickelt und in die Umsetzung gebracht werden,
  • mit internationalen Partnern aus den wichtigsten Produktions- und Nutzungsländern Kooperationsprojekte soll mit der Reduktion des Eintrags von Plastik in die Umwelt begonnen werden.

Das übergeordnete, langfristige Ziel ist es, Kunststoffe in der Umwelt spürbar zu reduzieren. (Zitat & Quelle: https://bmbf-plastik.de/ziele) Wenn du dich für die einzelnen Themenbereiche & Projekte interessierst schau Dich doch auf deren Webseite genauer um.

Mein Fazit – Wir haben doch keine Zeit.

Fakt 1: Die Wissenschaft & Forschung steht noch am Anfang. Vieles ist noch nicht erforscht weil u.a. öffentlichen Gelder fehlen. Eigentlich „wissen“ wir nichts.

Ok, das ist ein Problem. Doch ich frage mich, reichen die bisher, gesammelten Fakten nicht aus um zu handeln? Das gilt für das Thema Klimawandel genauso wie für den Plastikmüll. Wir haben doch alle keine Zeit. Unserem Planeten läuft die Zeit davon.

Fakt 2: 348 Mio. Tonnen Kunststoff werden jedes Jahr weltweit produziert

Die Regierung sollte Verbote an die Industrie und Handel verteilen, damit bestimmte Produkte gar nicht mehr produziert werden. Am besten global. Konzerne sollten ihre Produkte und vor allem die Produktkreisläufe völlig überarbeiten & verbessern. Unser deutsches Reycycling muss unbedingt verbessert werden. Vor allem sollten wir aufhören uns selbst in die Tasche zu lügen. Müllexporte müssen streng kontrolliert oder gar verboten werden (z. B. in Länder, die ein noch schlechteres Müllmanagement haben als wir selbst)

Fakt 3: 10 Mio. Tonnen Müll gelangen jedes Jahr in unsere Ozeane. 8 Mio. Tonnen kommen vom Land und 2 Mio. Tonnen aus Flüssen.

66kg Verpackungsmüll produzierte jeder Deutsche im letzten Jahr (2018). Wir Deutsche sind Europameister im Müll produzieren. Es gibt keine Schuldzuweisung á la „Asien oder Afrika ist schuld“. Nein. Wir sind es ebenso. Nur eben in anderer Form. Bei uns liegen ebenso Mengen an Plastik in der Natur. Doch wir haben Mülltonnen & Müllabfuhr, die unsere eigenen Müllberge regelmäßig abholen. Wir exportieren Müll nach Asien, jedes Jahr. Aus den Augen aus dem Sinn. Doch damit müssen wir aufhören – schnell.

Nur wo anfangen? Mit unseren 45 Tipps fällt der Anfang leicht. Jeder Einzelne ist gefragt. Schön wären Schulfächer in Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung & Umweltschutz. Vielleicht kommt das ja noch. Für Kinder & Jugendliche haben wir selbst ein kleines Arbeitsbuch zum Thema Plastikmüll geschrieben. Guck es Dir doch gern mal an.

Wenn du schon tief im Thema bist und noch Argumente suchst, um andere davon zu überzeugen selbst aktiv zu werden, dann ist dieser Beitrag interessant für Dich.

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