Wie steht es um den Plastikmüll in Asien?
Uns war von Beginn an klar, wenn es nach Richtung Osten geht, werden wir öfter als uns lieb ist geschockt sein, sobald wir mit den Müllbergen konfrontiert werden. Denn Plastikmüll in Asien ist ein gewaltiges Problem.
Vielleicht hast Du auch schon den Satz gehört: „Fünf Länder sind für 60% des Plastikmülls im Ozean verantwortlich“?
China, Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam sind jedes Jahr laut der Studie des Ocean Conservancy für 8 Millionen Tonnen Plastikmüll im Ozean verantwortlich.
Doch warum gerade Asien? Zum einen ist es der wachsende, wirtschaftliche Wohlstand und natürlich sind es eine Menge Menschen die eben viel mehr konsumieren als früher. Der ganze Bereich der Abfallbeseitigung kommt gar nicht hinterher. Genauso wenig wie sich das Umwelt-Bewusstsein der Menschen verändert oder überhaupt weiter entwickelt. So steigt der Plastikmüll in Asien natürlich immer weiter.
In der Studie wird davon ausgegangen, dass in den nächsten 8 Jahren, bis zum Jahr 2025 der Kunststoffverbrauch 80 % steigt – halte dich fest, auf über 200 Millionen Tonnen pro Jahr. Jetzt sind es schon 8 Millionen Tonnen jedes Jahr. Um eine ungefähre Vorstellung von dem Gewicht zu bekommen: Ein Blauwal, welches das größte Tier auf unserem Planeten ist, wiegt 190 Tonnen. Unvorstellbar oder?!
In Asien bietet es sich also an, mit anzupacken.
Es gibt mehr als genug Plastikmüll. Das Ocean Conservancy sieht das auch so: Wenn man sich vorerst auf den asiatischen Raum beschränken würde, kann man laut der Studie mit Säuberungsaktionen der Strände, des Meeres und der Natur in Kombination mit dem Aufbau eines Recyclingsystems bis zu 45 % der globalen Plastikverschmutzung reduzieren.
Thailänder sind Hardcore Nutzer des Einweg-Plastiks. Allein 70 Milliarden Plastiktüten werden jedes Jahr genutzt. Und das haben wir mehr oder weniger live mitbekommen. Da wird der hippe Starbucks-iced-Latte-macchiato, im Plastikbecher inklusive Deckel und Strohhalm, in einer Plastiktüte mit Henkel durch die Gegend getragen. Denn so wird die Hand nicht feucht und es ist bequem. Umweltbewusstsein? Fehlanzeige.
Das ist auch bitter nötig. Im letzten Jahr, 2016 wurde die Müllmenge welche an den Küstenregionen des Landes nicht ordnungsgemäß entsorgt wurde, und somit ins Meer gelangte auf 2,8 Millionen Tonnen geschätzt. 12 % davon war Plastikmüll.
Bangkok und die Liebe zu Plastik
Bangkok war unsere erste Station in Asien. Neben der Geräuschkulisse und der Wand aus feuchtwarmer Luft, haben wir ganz schnell mit bekommen: die Thai´s lieben Plastik. Sei es beim täglichen Einkauf oder auf dem Streetfoodmarkt. Irgendwo muss ja der ganze Plastikmüll in Asien ja herkommen.
In jedem 7eleven, das ist eine Art Supermarkt in Tankstellengröße, bekommst du zum Getränk immer gleich 2 Strohhalme und mindestens eine Plastiktüte angeboten. Wie sollte man auch sonst Wasser aus ner Flasche trinken, ohne den dämlichen Trinkhalm?!
Man kann dem Plastikwahn aber hier ganz einfach entkommen. Einzige Voraussetzung: eine schnelle Reaktionsfähigkeit plus einen eigenen Beutel . Sobald du deine Waren an der Kasse hingelegt hast, musst du zeitgleich sagen, dass du keinen Strohhalm oder eine Plastiktüte brauchst.
Gerade in Ländern, in denen das Leitungswasser nicht unbedingt getrunken werden sollte, ist man gezwungen auf abgefülltes Wasser umzusteigen. In den meisten Gegenden dieser Welt wird Trinkwasser in Plastikflaschen abgefüllt. Doch auch hier gibt es eine Möglichkeit keine Plastikflaschen en Masse zu produzieren.


In der ganzen Stadt gibt es Refill-Stationen, bei denen du für 1 Bath (2 Cent) einen Liter Wasser bekommst. Wenn du jetzt eine wiederbefüllbare Flasche bei dir hast, ist dein Plastikfussabdruck fast schon bei null. Wir hatten direkt gegenüber unseres Hostels so eine Refill-Station. Somit haben wir unser Trinkwasser plastikfrei und fast umsonst bekommen. Auch wenn manche Stimmen im Internet von dem Gebrauch solcher Refill-Stationen aus Hygienegründen abraten. Wir hatten weder Magenverstimmungen noch andere Wehwehchen. Das Risiko muss natürlich jeder für sich selbst abschätzen.
Recycling in Bangkok
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den angefallenen Müll zu recyceln, auch wenn es nichts vergleichbares zu unserer deutschen Müllabfuhr gibt. Es fehlt ein staatlich, einheitliches Müllverwertungssystem. So haben sich in den vergangenen Jahren andere verschiedene Wege etabliert.
Privatunternehmen, die den Müll gegen eine Gebühr abholen gibt es genauso wie Müllsammler, die sogenannten „Saleng“. Sie fahren mit ihren Motorrädern inkl. Beiwagen durch die Straßen und kaufen alles recycelbare Material wie Plastikflaschen, Dosen, Metall etc. auf, um es dann wieder zu verwerten oder weiterzuverkaufen.
Menschen die eine Eigentumswohnung besitzen müssen sich hingegen keine Gedanken machen, das übernimmt alles die Hausverwaltung.
Ja, und dann gibt es noch eine andere Variante des Recyclings. Und zwar das Swop Shop Prinzip. Es ist eine Art Tauschladen. Du bringst was und bekommst im Austausch Waren.
Zero Bath Shop – clevere Recyclingmöglichkeit gegen den Plastikmüll in Asien
In einem Randbezirk Bangkoks, in Prawet, gibt es einen kleinen ZERO BATH SHOP. Den haben wir einen Besuch abgestattet. Unsere Kamera lief mit.
Hier das Video dazu:
War gar nicht so einfach Informationen zu dem Laden zu bekommen, geschweige denn Menschen die Englisch sprechen und die verstehen was wir deutsche Touristen denn in dieser Ecke wollen.
Nach einigen Stunden Recherche und mithilfe der Dolmetscherfähigkeiten unseres Hostel Managers, saßen wir dann endlich im Taxi auf dem Weg Richtung Flughafen, zum Zero Bath Shop.
Doch was ist das genau? Es ist ein kleiner Supermarkt mitten in einem ärmeren Viertel der Stadt. Nur das man hier nichts mit Geld einkaufen kann. Geld ist hier nichts wert. Wenn du aber mit Plastikflaschen, Dosen oder Glas um die Ecke kommst, kannst du dir die Cola (aus der Glasflasche) oder die Tütensuppe schmecken lassen.
Wir wurden von dem Eigentümer super herzlich empfangen, stolz hat er uns auf dem Gelände herumgeführt. Seinen Shop gibt es übrigens schon seit 2012. Nach einer kurzen Videovorführung auf Englisch, waren wir bereit mit den Wastepickern eine Runde zu drehen. Wir wühlten in den Mülltonnen in der Gegend nach Plastik, Glas und Dosen. Denn dieses Material ist wertvoll. Das haben mittlerweile viele der Thais verstanden, bis hin zu den ganz kleinen.
Mit einem Sack voller Sachen kamen wir zurück zum Shop. Zwei Kilo kamen zusammen. Was einem Wert von 20 Bath entspricht. Wir haben im Tausch für den Müll zwei kleine Packungen Waschpulver bekommen und eine tolle Erfahrung gratis dazu.
Es zeigt, dass sich Menschen auch ohne eine gemeinsame Sprache verstehen können. Es zeigt, dass es nicht die fehlende Bildung ist, die die Menschen vom Recycling abhält.
Viel wichtiger ist die Aufklärung warum Plastik oder andere Materialien wertvoll sind und eben nicht in die Umwelt entsorgt werden sollen. Das Bewusstsein für diese Themen wächst mit jedem kleinem Kind, das mit ein paar Flaschen zum Shop wackelt und sich stolz eine Tüte Süßigkeiten kauft. Plastikmüll in Asien ist und beliebt ein Riesen Thema. Dennoch tut sich was.