Plastikverbot in Deutschland. Sofort.
Wir sind geschockt über einen Artikel in der BZ. Geschockt über eine Weltanschauung, die man fast schon mit Worten wie Ignoranz und Arroganz beschreiben könnte. Und leider ist die Weltanschauung des Autors ein erschreckendes Beispiel für eine in Meinung in Deutschland, die uns neuerdings immer öfter begegnet: Uns in Deutschland trifft keine Schuld. Plastikverbot in Deutschland – brauchen wir nicht. Die anderen sind Schuld, die kippen den Müll tonnenweise ins Meer. Klar, das tun sie leider, keine Frage … doch wir finden: Bevor wir einem armen Menschen auf Haiti Vorwürfe über sein Umweltverhalten machen und darauf warten, dass er was daran ändert, sollten wir erst einmal vor unserer eigenen Haustür saubermachen und uns ändern.
Seien wir doch einfach selbst die Veränderung, die wir in der Welt sehen möchten.
Hier gehts zum Original-Artikel.
Die Aussagen dieses Artikels widersprechen mindestens zwei, aus unserer Sicht enorm wichtigen, menschlichen Eigenschaften: Verantwortungsgefühl und Bewusstsein. Genau diese beiden Eigenschaften – die Verantwortung eines jeden Menschen gegenüber der Umwelt vor der eigenen Haustür und auch global sowie das Bewusstsein, dass jeder Mensch auf diesem Planeten mit seinem eigenen Verhalten einen Unterschied für die Welt machen kann – sind in der heutigen Zeit wichtiger als jemals zuvor. Artikel dieser Art nähren jedoch unserer Meinung nach ausschließlich eine, für unsere Umwelt viel gefährlichere Eigenschaft: Gleichgültigkeit.
Wo hat es uns denn hingeführt, dass ein Großteil der Menschen weiterhin lieber mit dem Finger auf Andere zeigt statt selbst die Veränderung zu sein, die sie in der Welt sehen möchten? Jeder Mensch, egal wo auf der Welt, sollte erst vor seiner eigenen Haustür saubermachen oder an andere Orte gehen und helfen. Und WIR in Deutschland, in Europa – WIR sind es, die mit gutem Beispiel vorangehen sollten. WIR sind es die aufklären müssten, die den Menschen an anderen Orten der Welt aufzeigen könnten, welche Alternativen es gibt. WIR sind es die Müll sammeln sollten, die im Urlaub den Strohhalm und die Plastiktüte verneinen sollten. WIR, die reichen Industrienationen. WIR, die Menschen mit Alternativen. WIR, die vermeintlich Aufgeklärten. Vor allem aber sind WIR es, die sich zunächst selbst ändern sollten.
Und wirklich erst dann … wenn es noch mehr Menschen geschafft haben ein paar Dinge zu ändern, wenn noch mehr Menschen kein Plastik-Shampoo mehr verwenden oder endlich mit dieser Unart aufgehört haben, Obst und Gemüse einzeln in Knotenbeutel zu packen – erst dann werden Industrie, Handel und Politik handeln. Und danach könnte man vielleicht und ganz eventuell darüber nachdenken, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu erwarten, dass sie es uns gleichtun.
Hinzu kommt, dass wir schnellstmöglich von unserem Europa-Thron heruntersteigen und die Menschen in anderen Ländern der Welt unterstützen sollten – statt sie weiter zu beschimpfen, zu beschuldigen oder Ihnen die Welt erklären zu wollen. Wo sind denn all die Investoren, die in Ländern wie Indonesien ein Recycling-System etablieren möchten? Da ließe sich ganz sicher eine ganze Menge Geld verdienen – und darum geht es der Wirtschaft doch. Nein, wir haben nicht weniger Schuld als sie. Unsere Schuld ist eine andere.
Plastik als Material ist nicht böse
Beginnen möchten wir mit der einzigen Aussage im Artikel, der wir zumindest in Teilen zustimmen. Denn der Autor schreibt, dass wir Gefahr laufen würden das Bewusstsein für die Vorteile von Kunststoffen zu verlieren. Hier hat er durchaus Recht. Kunststoff ist generell ein gutes Material, es ist nur so dass viele Menschen und allen voran die Industrie es falsch und im Überfluss nutzen. Dinge für die einmalige Nutzung in einem Material zu verpacken, welches ewig hält – ein Hohn. Es gibt auch unzählige Bereiche, in denen Kunststoff als Material unverzichtbar geworden ist, allen voran in der Medizin. Und deshalb werden wir es auch in Zukunft nicht schaffen (und das wollen wir auch überhaupt nicht), vollständig auf Kunststoff zu verzichten. Ein Leben ohne Kunststoff im 21. Jahrhundert halten wir ganz nebenbei weiterhin für weltfremd.
Herr S. bezieht es jedoch auf die Nutzung als Verpackungsmaterial – wo wir bereits heute einige Alternativen sehen. Was auch immer er im Detail damit gemeint hat – aber es besteht kein Grund dafür Gurken in Plastik einzuschweissen oder teures Wasser in Einmal-PET-Flaschen zu füllen. Zumindest nicht um es vor Licht, Schmutz, Feuchtigkeit oder Sauerstoff zu schützen. Es besteht auch nicht im Ansatz ein Grund dafür, im Supermarkt die Tomaten in den einen Knotenbeutel zu legen, die Zwiebeln in einen zweiten Beutel und für die Äpfel einen dritten Beutel zu benutzen. Denn für all das gibt es Alternativen.
Plastiktüten aus Deutschland landen nicht im Meer
Soviel vorab. Kommen wir nun zu den anderen Aussagen im Artikel. Denn hier haben wir, wen überrascht das schon, eine andere Meinung.
… Plastiktüten aus Deutschland landen aber gar nicht im Meer, sondern in der gelben Tonne, Kaffeebecher findet man überwiegend im Müll wieder und Plastikbesteck verschwindet in der Müllverbrennungsanlage, wo es als Brennstoff sehr willkommen ist.
Unabhängig davon, dass diese Aussage nicht ganz richtig ist, stellen wir uns bei einer solchen Behauptung auch zunächst die Frage nach der Schlussfolgerung. Was sagt uns das? Denn eine mögliche Schlussfolgerung einer solchen Aussage wäre, dass wir dann ja durchaus problemlos weiterhin unbedacht Millionen von Plastiktüten, Plastikbesteck und To-Go-Kaffeebechern nutzen könnten. Weil diese ja zu 100% recycelt werden (in Deutschland bedeutet auch Verbrennung Recycling)? Und wenn dieser ganze Müll verbrannt wird und daraus Energie entsteht, tun wir zusätzlich sogar noch etwas „Gutes“?


Die Idee ist ja nicht falsch: Plastiktüten sollten in der gelben Tonne und Kaffeebecher sowie Plastikbesteck in der Müllverbrennungsanlage landen. Und wenn das alles wirklich wieder zu neuem Kunststoff verarbeitet würde oder man wirklich alles mit entsprechenden Filtern und Brennern in Energie umwandeln würde, wäre das vielleicht eine Alternative. Wobei … die bei der Verbrennung entstehenden Giftschlacken und Stäube bleiben auch nach ihrer Endlagerung für alle Zeit gefährlich. Das sagt zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe im Gespräch mit dem Spiegel. Im gleichen Artikel spricht der Verbandsvorsitzende der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) auch davon, dass Schätzungen zufolge 65-70% des gesamten deutschen Altplastiks vebrannt wird – vor allem seitdem China unseren Müll nicht mehr ankauft. Wusstest Du das?
Plastiktüten aus Deutschland landen manchmal doch im Meer
Keine Frage – die gemeine Plastiktüte landet normalerweise nicht im Meer. Und selbst der gemeine deutsche Plastikmüllproblem-Leugner oder der Mallorca-Tourist wirft seine Plastiktüten auch nicht absichtlich in den Bach, den Fluss oder direkt ins Meer. Ausnahmen bestätigen hier leider die Regel. Auch wenn der Verbrauch der Plastiktüten in Deutschland in den letzten Jahren merklich zurück gegangen ist – immer noch nutzen wir 2,4 Milliarden Tüten (2017). Und von denen landen jedes Jahr Tausende in unserer Natur – in unseren Gewässern, in Wäldern oder einfach nur im Gebüsch. Und eben nicht im gelben Sack. Wie auch immer die einzelnen Tüten, Gabeln, Messer, Löffel und Kaffeebecher ins Wasser oder in die Natur gelangt sind – sie sind ganz einfach da.
Und auch im Ausland – ob in Thailand, Malaysia oder auf den Malediven – wir haben eine beträchtliche Anzahl „deutscher“ Plastiktüten bzw. meist Reste davon gefunden. In Ländern, in denen es meist keine deutschen Supermarktketten gibt. Da muss schon die Frage erlaubt sein, wie das denn passieren kann? Wie kommen die dahin? Wir wissen es nicht. Aber dazu passt auch die Aussage in einem weiteren Spiegel-Artikel, in dem es heißt dass sich auf insgesamt sieben Prozent der Plastikteile, die sich aufgrund von Hinweisen noch identifizieren ließen, eine deutsche Beschriftung befand. In der Arktis.
An dieser Stelle auch nochmal zur Erinnerung – tonnenweise Müll haben wir in nur einem Jahr allein im ach so sauberen Deutschland gesammelt. Darunter tausende Tüten, Kaffeebecher und Plastikbesteck und natürlich Strohhalme. Alles, was wir gefunden haben, ist eben zunächst nicht im gelben Sack und auch nicht in der Müllverbrennungsanlage gelandet. Sondern an den Ufern von Rhein und Ruhr, an der Nord- oder Ostseeküsten, auf Autobahnraststätten, Spielplätzen oder im Park. Und erst nachdem wir alle zusammen aufgeräumt haben, sind große Teile des Mülls, der laut Herrn S. ja normalerweise bereits in der Tonne sein sollten, wirklich dort. Plastikverbot in Deutschland – brauchen wir das wirklich nicht?
Die vom Autor verallgemeinerte Aussage, dass Plastiktüten aus Deutschland nicht im Meer landen, ist demnach so nicht korrekt. Dass Kaffeebecher sowie Plastikbesteck normalerweise in der Verbrennung landen mag hingegen korrekt sein, allerdings auch wirklich nur normalerweise. Und dass die Verbrennung vielleicht gar nicht so toll ist, hatten wir ja auch bereits erwähnt. Und sollte es wirklich unser Ziel sein, Müll zu produzieren um diesen dann verbrennen zu „dürfen“?
Die Ökobilanz-Keule – Einweg- gegen Mehrwegbecher
… und der Einweg-Kaffebecher auch nicht. Seine Ökobilanz fällt nämlich besser aus als die Bilanz von Bechern aus Keramik.
Nur wenn man den Mehrwegbecher fünfmal hintereinander ohne Spülen verwendet, wird er umweltfreundlicher als der Einwegbecher.
Aber ist es hygienisch sinnvoll und überhaupt erwünscht, so selten zu spülen?
Auch das Öko-Duell der Plastiktüte gegen die Papiertüte geht zu Ungunsten der Papiertüte aus. Dennoch wird von der Politik her die Plastiktüte geächtet und nicht die Papiertüte.
Die ewige Diskussion. Aufbauend auf der Aussage von eben, dass wir ja vermeintlich etwas Gutes tun wenn wir maßlos weiter verbrennbaren (oder recyclingfähigen) Müll produzieren gepaart mit der Aussage, dass die Ökobilanzen von Papiertüte oder Mehrweg-Kaffeebecher schlechter wären bzw. nur wenn wir den Becher fünfmal benutzen ohne zu spülen (kurze Frage an den Autor: woher wissen Sie das eigentlich?) stellen wir wieder die Frage nach der Konsequenz aus solchen Sätzen. Nutzen wir doch lieber keine Mehrweg-Artikel, denn die können nicht verbrannt werden und sind sowieso schlechter für die Umwelt. Ist das die Aussage dahinter?


Sorry, aber das ist leider Unsinn.
Um was geht es uns oder der EU, wenn wir uns gegen den Plastikmüll in den Weltmeeren einsetzen? Es geht darum, dass die Meere im Plastikmüll ersticken und dass man versuchen sollte, einen Teil dazu beizutragen um dies zu verhindern. Es geht primär um Plastikmüll und nicht um Öko- oder Klimabilanzen. Insbesondere um den Müll, der im Meer oder in unseren Flüssen landet. Und da schadet eine Plastiktüte unbestritten mehr als eine Papiertüte. Auch die Deutsche Umwelthilfe schreibt im Deutschlandfunk: „… belastet wird die Klimabilanz von den Einweg-Plastiktüten natürlich durch die Verwendung von fossilen Rohstoffen wie Rohöl. Das heißt, dort ist die Klimabilanz besonders schlecht. Aber so viel besser ist die Papiertüte dann auch nicht, weil viel Energie notwendig ist für die Herstellung einer dreimal schwereren Papiertüte.“
Zudem – wenn wir weiter versuchen die eierlegende Wollmilchsau zu finden – sprich Produkte und Verfahren, die alle Probleme auf einmal lösen – werden wir die Meere wohl niemals retten können. Denn es wird immer Lobbies, Politiker oder Vorstandsvorsitzende geben, die mit einem Gegenargument kommen warum sie selbst etwas nicht tun wollen. Vielleicht fangen wir einfach mal an …
Die Klimabilanz könnten wir im Übrigen auf andere Art und Weise erheblich verbessern. Die Massentierhaltung von Schweinen, Rindern, Hühnern oder auch von Lachsen in Aquakulturen verursacht mehr als die Hälfte aller schädlichen Treibhausgase der ganzen Welt. Dazu kommt noch der industrielle Fischfang – obendrauf! Das alles zusammen verursacht einen höheren CO2 Ausstoß als der gesamte weltweite Verkehrssektor – inklusive aller Autos, Schiffe, Busse, LKW, Züge und Flugzeuge dieser Welt. Aber das nur nebenbei.
Wir konzentrieren uns also weiter auf Plastikmüll. Und vor allem, egal aus welcher Sicht man das betrachtet – was wäre die Alternative? Einfach Plastik benutzen und dann schauen wir mal, wann wir ein Material aus dem Hut zaubern welches die positiven Eigenschaften und den Preis von Plastiktüten haben, aber die Umweltverträglichkeit von Papier? Bis die Industrie ein solches Material veröffentlicht (wir sind sicher: es ist nicht so als hätte die Industrie nicht die Mittel und Möglichkeiten, so etwas zu entwickeln oder so etwas gar schon in der Schublade), sind die Meere tot. Alle.
Und dann kommen wir nochmal zurück auf das, was wir weiter oben schonmal gesagt haben: wenn es möglichst viele Menschen in Europa geschafft haben ein paar Dinge zu ändern, wenn wir kein Plastik-Shampoo mehr nutzen oder mit dieser Unart aufgehört haben, Obst und Gemüse einzeln in Knotenbeutel zu packen – erst dann werden Industrie, Handel und Politik handeln. Leider. Doch dann könnte es vielleicht zu spät sein. Ein Plastikverbot bzw. ein Verbot von Einmalplastik in Deutschland könnte uns also durchaus helfen … wenn es auch nur ein Tropfen auf den heissen Stein wäre.
Die Sache mit der Plastikmüll-Europameisterschaft
Uns Deutschen muss man doch nichts erzählen: Wir sind Europameister im Mülltrennen. Wir haben schon vor 25 Jahren die gelbe Tonne eingeführt. Nichts tun wir lieber, als an das ökologisch Verträgliche zu denken. Bei uns muss man die Wattestäbchen wirklich nicht verbieten und auch die Strohhalme nicht.
Wir gehen sorgsam damit um. Es mag andere Länder geben, in denen der Müll durch die Gegend fliegt. Bei uns wird er sortiert.
Deutschland ist ein Musterland für den verantwortlichen Umgang mit Rohstoffen und Müll. Wir brauchen den Zeigefinger aus Brüssel nicht und erst recht keine neuen Verbote.
Doch uns muss man was erzählen. Auch bei uns sollten diese Dinge verboten werden. Nein, viele von uns gehen nicht sorgsam damit um. Leider fliegt auch bei uns Müll durch die Gegend. Nein, wir sind kein Musterland. Und doch … den Zeigefinger brauchen wir auf jeden Fall!
Erstmal – „bei uns“ … könnte auch sinnbildlich für den eingangs erwähnten Europa-Thron stehen. Also „bei uns geht ja alles geordnet zu, aber die Menschen in anderen Ländern …“
Ja, wir sind Europameister im Müll trennen. Rund 415 Kilogramm Wertstoffe führt jeder Haushalt dem Recycling zu – das ist mehr als es die Menschen in anderen Ländern Europas tun. Doch geht es nicht auch darum, erstmal oder zumindest parallel die Menge dieses Mülls zu reduzieren? Denn die Deutschen produzieren – vor allem im Vergleich mit unseren Nachbarländern – auch deutlich mehr Siedlungsabfälle pro Kopf. Beim Verpackungsmüll sind wir ohnehin Spitzenreiter – also sind wir auch Europameister im Produzieren von Verpackungsmüll! Und auch bei der Gesamtmenge des Mülls sind befindet sich Deutschland im oberen Drittel der Tabelle.
Übrigens … laut Branchenexperten haben wir, die Europameister im Mülltrennen und im Produzieren von Verpackungsmüll, in der Gelben Tonne eine Fehlwurfquote zwischen 40 und 60 Prozent!
Aber brauchen wir deshalb ein Verbot von Einmalplastik wie es für Wattestäbchen, Strohhalme oder Plastikbesteck verwendet wird? Vielleicht.
Mit allen Helferinnen und Helfern hat Ozeankind® im Zeitraum von nur etwa einem Jahr mehr als 4 Tonnen Müll in Deutschlands Umwelt gesammelt. Findet man diese Menge Müll in der Natur eines Landes, in dem sich die Bevölkerung eines Problems so sehr bewusst ist wie Sie es beschreiben? Man muss sich doch nur mal das Rheinufer oder einen beliebigen Strand an Nord- oder Ostsee nach einem lauen Sommerabend anschauen. Oder unsere Autobahnausfahrten. Woher kommt der ganze Müll? Von Menschen aus anderen Ländern? Nein, dieser Müll kommt von UNS!
Wir zitieren … „Nichts tun wir lieber an das ökologisch Verträgliche zu denken.“ Wirklich? Tun wir das? Oder liegen da vielleicht noch kleine Welten zwischen Denken und Handeln? Selbst wenn viele Menschen in Deutschland umdenken – Plastikmüll vermeiden, auf mikroplastikfreie Sonnencreme umsteigen und Müll sammeln – also Menschen, die „an das ölologisch verträglich denken“ UND handeln – dann dürfen diese Menschen NICHT der Ablasshandel für die Menschen sein, die nach dem Grillen an der Elbe ihre Strohhalme, den Einweg-Grill und das Plastikbesteck genau dort vergessen.
Deutschland ein Musterland für Müll?
Deutschland ist aus unserer Sicht kein Musterland für den verantwortlichen Umgang mit Müll. Die Formulierung ist falsch.
In Deutschland gibt es viele Menschen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Immer mehr dieser Menschen handeln auch entsprechend. Doch unter uns gibt es leider immer noch sehr viele Menschen, die all das nicht sind. Und für genau diese Menschen brauchen wir den Zeigefinger. Beide Zeigefinger. Bald. Ob der dann aus Brüssel, aus Berlin oder von irgendwem anders kommt, ist dabei zweitrangig.
Wieso packen denn weiter Tag für Tag Millionen von Menschen Ihr Gemüse in Knotenbeutel? Wieso nehmen sich Menschen für drei Artikel eine Plastiktüte, weil diese 5 Cent weniger kostet als die Papiertüte. Wieso kaufen die Menschen in Deutschland denn so viele Wattestäbchen mit Plastik, obwohl die aus Papier daneben liegen? Vielleicht weil Menschen wie Sie ihnen einreden, dass Papier eine schlechtere Ökobilanz hat.
Wir sind generell gegen Verbote. Vielleicht brauchen wir wirklich ein Verbot von all den Dingen, die immer noch zu viele Menschen in unserem Land aus reiner Bequemlichkeit einfach weiter maßlos benutzen. Und wenn es am Ende ganz einfach deshalb verboten wird, weil man mit Menschen, die einfach nicht verstehen dass sie alle Teil der Welt sind, nur sehr schlecht diskutieren kann. Natürlich ist die Situation in vielen anderen Ländern dieser Welt schlimmer als bei uns – aber rettet uns das? Kann das die Generalentschuldigung fürs Nichtstun sein?
Seien wir doch einfach selbst die Veränderung, die wir in der Welt sehen möchten. Egal ob zuhause in der Mustermannstraße oder im Urlaub. Und wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, können wir auf die Menschen schauen, die im Geburtslotto nicht das Glück hatten in einem Land wie Deutschland geboren zu sein. Wir möchten den deutschen Plastikproblem-Verweigerer sehen, der wenn er rein zufällig eines Morgens plötzlich in einem Slum in Manila aufwacht, peinlichst genau seinen Müll trennt und recycelt. Wir kommen dann gerne mit der Kamera vorbei.