Vom Reisen und Umdenken.
Heute erzählt uns Svenja aus Hannover eine Geschichte aus ihrem Leben. Es geht ums Reisen und das was das Reisen mit einem Selbst macht. Ein toller Beitrag, der sicherlich viele zum Nachdenken und Umdenken bringen wird.
…und nun stand ich plötzlich da. Für mich war es das andere Ende der Welt. Andere meinten mich im Vorfeld vorzuwarnen: „Es ist dort alles anders! Pass auf dich auf!“ Und ja, sie hatten Recht. Es ist dort alles anders. Aber eher anders im Sinne von: irgendwie perfekt anders. Ich stehe da, am Anfang meiner ersten Fernreise, am Flughafen von Colombo in Sri Lanka. Ich muss zugeben, dieses „alles anders sein“ ist zu Anfang ziemlich anstrengend. Anstrengend für jeden einzelnen Sinn meines Körpers. So viele Menschen, diese massive Geräuschkulisse, keine Distanz zu Körpernähe und, was mich am meisten beeindruckt hat: so viele verschiedene Gerüche. Keine schlechten Gerüche, aber doch irgendwie anders.
Dann verbringe ich drei sehr intensive Wochen in diesem wundervollen Land. Lerne Kultur, Menschen und Natur kennen. Und letzteres am meisten zu schätzen. Sri Lanka wird nicht umsonst die „grüne Perle des indischen Ozeans“ genannt. Doch in genau dieser „Perle“, passiert etwas worüber die meisten Touristen ganz leicht hinwegsehen. Es ist sowohl der schönste Ort an dem ich war, als auch der vom Müll belastete. Der Tourismus in Sri Lanka boomt, aber es gibt kein Recyclingsystem um diesem Boom gerecht zu werden. Vor allem die Strände und somit auch die Korallen leiden massiv darunter. Wie paradox, denn genau dieses Ökosystem zieht die Touristen doch an?
Wie ist es in anderen asiatischen Ländern?
Dann, ein paar Monate später, bin ich wieder in Asien. Diesmal in Malaysia. Ein in Vergleich zu Sri Lanka sehr westliches Land. Mein naives Ich dachte also: „Dort wird das zuvor kennengelernte „Müllproblem“ sicher ein ganz anderes sein.“ Da bin ich also. In Malaysia. So westlich und so wunderschön, aber irgendwie doch so bedenkenlos in seiner Recycling Problematik. ALLES. Wirklich ALLES ist in Plastik verpackt. Und wo landen diese Plastikverpackungen? Natürlich nicht im Mülleimer, denn davon findet man kaum welche. Genau, sie landen auf der Straße, in der Natur und schließlich auch in unseren Ozeanen.
Brauchen wir das alles?!
Nach diesen Eindrücken fange ich an umzudenken. Brauchen wir diesen ganzen „Plastikschrott“? Gibt es nicht Alternativen? Und wie lassen sich diese Alternativen in unserm Alltag umsetzen? Traurig aber wahr: Meine größte Sorge war: Wie reagiert mein Umfeld darauf, wenn ich plötzlich versuche weitestgehend auf Plastikgüter zu verzichten? Verrückt – denn diese Sorge war total unberechtigt. Hier und da kamen zwar Aussagen, die unangebracht waren, aber da stehe ich drüber.
Auf geht´s nach Mittelamerika
Ein paar Monate später. Die nächste große Reise steht bevor. Eine Rundreise durch Mittelamerika wird es. Und ich fang an zu überlegen. Brauche ich diesen ganzen herkömmlichen „Kosmetikkram“ den ich üblicherweise mit mir herumschleppe? Oder kann ich mich auf ein Minimum beschränken? Ich entscheide mich für das Minimum. Trotzdem hatte ich wie immer viel zu viel dabei und daraus habe ich wieder gelernt, denn: „Es reist sich leichter mit Leichtgepäck!“
Und dann bin ich an diesem traumhaften Strand von Cahuita, Costa Rica. Und dann steht da plötzlich, nach einer ziemlich ernüchternden Schnorchel-Tour (fast alle Korallen waren bereits zerstört) dieser kleine süße Fratz. Wir essen genüsslich unsere Wassermelone und ein Waschbär bettelt uns förmlich nach Futter an. Erst dachte ich: „Ach guck an, wie süß!“ aber dann war mir klar, der gehört hier eigentlich gar nicht hin und ist nur hier weil die Natur vom Menschen so beeinflusst ist.
Die weitere Reise durch Costa Rica hat mir dann zum Glück ein anderes Bild gezeigt. Selten habe ich Natur- und Tierschutz so erlebt wie hier.
„Die letzten Tage in Mittelamerika wollen wir noch etwas ganz besonderes erleben!“ so war unser Plan als es nach Nicaragua, genauer gesagt nach Corn Islands ging. Und hier habe ich gelernt, welche Früchte man erntet wenn man Naturschutz und insbesondere die Instandhaltung der Strände und Meere groß schreibt. Da bin ich also, auf einer Insel fernab vom Festland. Weit und breit keine Jetskis, keine Kreuzfahrtschiffe, keine Autos oder Motorräder. Nur dieses kleine Stückchen zauberhafte Erde „Little Corn Island“ in der karibischen See. Nur ein paar Stunden Strom und fließend Wasser am Tag. Aber Plastikmüll am Strand? Fehlanzeige!
Da muss man erst wieder einmal um die halbe Welt reisen, um zu sehen wie einfach doch Naturschutz geht. Wie einfach es ist die Strände und unser schönstes Ökosystem, das Meer, aufrecht zu erhalten. Ich lerne die Menschen der Insel kennen, die eigentlich nur sich und eben diese Insel haben. Genauer, sie haben nur sich, ihre Heimat, ihre Strände, die Natur und ihre Ozeane. Und doch wissen sie: Plastikmüll gehört nicht ins Meer.
Was bedeutet das für uns in Deutschland?
Und nun bin ich wieder hier: in Deutschland, in Hannover. Ich stehe am Mittellandkanal. Ich sehe mehr Plastiktüten als Enten, geschweige denn Fische an mir vorbeiziehen. Und es wird mir immer bewusster: Für die Schönheit unserer Umwelt sind wir selbst verantwortlich. Es sind die kleinen Dinge die dazu beitragen diese Schönheit aufrecht zu erhalten. Oder wollt ihr, dass unsere Kinder irgendwann am Ufer sitzen und Plastiktüten zählen anstatt Fische?
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