Auf der Suche nach dem Warum.
Warum bin ich wie ich bin? Wer mich von früher kennt, der hat einen Menschen in Erinnerung, der sich selbst über alles anderes gestellt hat. Verstehe mich nicht falsch, jeder Mensch sollte von sich überzeugt sein – ich war aber nicht von mir überzeugt, ich war arrogant! Und stolz darauf. An erster Stelle kam ich, dann kam lange nichts – und dann kam nochmal ich.
Ich wollte hoch hinaus, richtig viel Geld verdienen, eines Tages Porsche fahren, um die Welt reisen und teure Klamotten tragen.
Auch mit der Freundlichkeit hatte ich es oft nicht so. Wirklich freundlich war ich nur gegenüber Menschen, die ich liebte, die ich gerne mochte. Aber für die meisten anderen, vor allem für fremde Menschen, muss ich einfach ein mehr oder weniger unausstehlicher Typ gewesen sein.
Ich habe auch unvorstellbar viel Fleisch und Fisch gegessen – egal ob Steak, Sushi, Burger, Fischstäbchen, Würstchen, Salami und was es sonst noch so alles gibt. Einfach weil ich es gerne gegessen habe, weil es mir schmeckte. Nur sehr wenige Gedanken habe ich daran verschwendet, dass dafür Tiere sterben müssen. Und wenn, dann siegte mein Appetit über meinen Verstand. Regelmäßig gab es auch Nutella. Dass für jedes Glas Orang-Utans sterben müssen oder deren Eltern verbrannt werden, wusste ich zwar, geändert hat dieses Wissen allerdings nichts.
Plastikmüll? Wir haben ja Recycling. Cola light in Einwegplastik, kleine Gummibärchentüten in einer großen Gummibärchentüte oder jedes Stück Obst in einer eigenen dünnen Tüte. Ab in die gelbe Tonne und weg war es. Aus den Augen aus dem Sinn.
Und irgendwann habe ich dann auch endlich angefangen, nachzudenken.
… drei Ereignisse, die mich verändert haben
Sicherlich spielen viele Faktoren eine Rolle und sind die Gründe dafür, dass ich anders bin und anders denke – allen voran gibt es vier Menschen, von denen ich viel gelernt habe: Den besten Papa der Welt (Grüße in den Himmel, Paps), die beste Mama der Welt, die beste Marina der Welt und den besten Daniel der Welt.
Darüberhinaus gibt es aber auch drei jüngere Ereignisse, die mich geprägt haben. Drei Ereignisse, die nicht in mein bisheriges Weltbild passten. Drei Dinge, die ich zuvor nicht wahrhaben wollte.
#1 Der arme Mensch in der Düsseldorfer Innenstadt – warum muss es solche Menschen geben?
Ich weiß nicht mehr, wo genau wir eigentlich gewesen sind. Auf jeden Fall waren wir nachts in der Düsseldorfer Innenstadt unterwegs. Und plötzlich war da dieser Mann. Aus einiger Entfernung konnte ich beobachten, was ich leider schon oft sehen musste – ein Mann wühlt im Mülleimer und sucht nach Essensresten. Bisher taten mir diese Menschen, die das machen müssen weil sie sonst verhungern, zwar immer leid – im nächsten Moment habe ich sie meist aber auch wieder vergessen.
Nun kramte dieser Mann aber kein Brötchen, keine Banane oder sonst ein Lebensmittel aus dem Mülleimer. Nein, dieser Mann zog eine dieser Wurstpappen aus dem Mülleimer – wie man sie bekommt wenn man sich am Imbiss eine Wurst holt. Und mit seinem Finger kratzte er Senf-Reste von der Pappe und leckte sich danach seine Finger ab.
Das zu sehen war ein sehr schlimmer Moment für mich – ich kannte den Mann nicht, aber ich war völlig schockiert – so schockiert ,dass ich die eine oder andere Träne vergossen habe. In diesem Moment und in den Stunden danach erkannte ich mich selbst nicht wieder.
Wie schlecht muss es einem Menschen gehen, damit er sowas tut oder tun muss?
#2 Die einsame Insel im Indischen Ozean – warum muss sowas sein?
Es war im letzten Jahr. Ich erinnere mich noch daran, wie unser Captain bei der Besprechung für den nächsten Tag sagte:
„Okay, tomorrow we go small sandbank and do some snorkelling.“
Diese „small sandbank“ entpuppte sich als eine winzig kleine, unbewohnte Insel. Vielleicht mit einer Fläche von 100 Quadratmetern. Mitten im Indischen Ozean, die nächste bewohnte Insel war mehrere Seemeilen entfernt. Keine Häuser, keine Hütten. Das Boot ankerte geschätzt 100 Meter vor der Insel und voller Vorfreude gingen wir ins Wasser – auf der Suche nach den Fischen und Schildkröten. Um mich auszuruhen, ging ich nach einigen Minuten an Land.
Und was mich da erwartete, schockierte mich. Von weitem oder aus dem Wasser sah die Insel doch so schön aus. Neben Muscheln, Kokosnüssen und Krebsen gab es dort aber vor allem eines: Plastik. Dutzende Feuerzeuge, Kaugummiverpackungen, Kaffeekapseln, Zahnbürsten, Plastikkanister, Plastikflaschen, FlipFlops und unzählige andere kleine Plastikteilchen.
Woher kommt das alles? Wieso räumt das niemand auf? Das kann es doch nicht sein!
#3 Sharkwater – wenn Haie sterben – warum töten wir Haie?


„Sharkwater – wenn Haie sterben„* ist der erste Film eines 2016 leider auf tragische Weise verunglückten Helden – Rob Stewart. Ich möchte gar nicht zu viel darüber erzählen – schaue Dir den Film einfach an und Du wirst verstehen, weshalb der Schutz der Haie mir so am Herzen liegt.
Es folgten viele weitere Filme dieser Art – „Blackfish„*, „Racing Extinction„* und zuletzt „Cowspiracy„* sind hier wohl die wichtigsten drei Filme. Alle diese Filme – und das ist nur eine kleine Auswahl, haben etwas in mir bewirkt, sie haben mir die Augen geöffnet und waren jeder für sich eine riesige Inspiration für mich. Alle vier Filme sind schockierend. Alle vier Filme zeigen aber eigentlich „nur“ die schockierende Wahrheit.
Warum tun wir Menschen sowas?




Dringende Empfehlung:
Rob Stewart – Save the Humans* (Affiliate-Link)
Fragen nach dem Sinn
Seit diesen Erlebnissen und zwischen ihnen habe ich mir immer wieder Fragen gestellt. Viele Fragen. Einige Antworten habe ich bereits gefunden, einige noch nicht.
Wer bin ich? Wer dachte ich dass ich bin, wenn ich entscheide wer Hilfe nötig hat und wer nicht? Wer bin ich dass ich behaupten kann, andere Menschen oder Tiere brauchen die Hilfe mehr als andere? Warum war es mir früher egal, dass jede Sekunde überall auf dieser Welt Dutzende Meeresbewohner getötet werden? Warum war es mir egal, dass in die Heimat unzähliger Orang-Utans in Borneo zerstört wird – nur damit ich mir morgens Nutella aufs Brot schmieren kann? Warum muss ich unbedingt Sushi kaufen und billigen Fisch essen?
Wir verbrennen Millionen Hektar Regenwald – für Nutzflächen, auf denen wir dann entweder Tiernahrung anbauen die wir dann an die Tiere verfüttern, die wir später essen oder wie bspw. in Brasilien, um Rinder zu halten. 70 Prozent der weltweiten Äcker und Weiden werden nur für Tierfutter genutzt. Quelle: (Greenpeace) Und wer wohnt in den Bäumen? Zum Beispiel Affen.
Wir fischen die Meere leer – um sicherzustellen dass wir immer den gewünschten Fisch auf dem Teller haben können.
Wir töten die Haie – sei es weil wir Angst haben, weil wir sie essen wollen oder weil wir sie „aus Versehen“ fangen.
Wieso fällt es uns so schwer, einfach auf das Plastik zu verzichten oder den Verbrauch zu reduzieren? Warum nutzen noch immer so viele Menschen wie selbstverständlich Plastiktüten? Wieso können wir Fleisch und Fisch nicht zumindest als Luxusgut betrachten oder im Idealfall direkt zum Vegetarier oder Veganer werden? Warum können wir die Haie nicht einfach in Ruhe lassen?
Ich weiß nicht, weshalb ich früher oft so ein Anti-Mensch war.I ch weiß aber, warum ich heute anders denke. Weil ich lerne, die Zusammenhänge zu verstehen.Weil ich mir selbst eingestanden habe, dass ich Fehler gemacht habe.
Weil ich mir selbst eingestehen kann, wenn ich heute neue Fehler mache. Weil ich nicht der Mittelpunkt der Erde bin.
Weil ich glaube, das jemand, der keine Fehler macht, nicht wirklich gelebt habt. Weil ich bereit bin, meine Verhaltensweisen zu ändern. Weil ich verstanden habe, dass ich nicht so weitermachen kann wie zuvor.
Ich habe oft immer nur genommen in meinem Leben. Es ist an der Zeit, ab sofort und für den Rest meines Lebens etwas zurückzugeben.
Ich hatte es glaube ich schonmal erwähnt – wenn ich eines Tages eine einzige Schildkröte von einem Netz, einen einzigen Hai von einem Haken befreien kann, wenn ich einem Kind in Afrika ein Lächeln schenken oder einer Familie in Borneo erklären kann, weshalb es nicht so gut ist den Müll einfach in den Regenwald zu werfen.
Wenn ein Freund von mir die Plastiktüte im Laden liegen lässt statt darin seinen Einkauf zu verstauen oder wenn jemand, der einen unserer Artikel liest oder ein Video guckt, beim nächsten Einkauf nochmal drüber nachdenkt ob er jetzt wirklich für 99 Cent Bonito aus der Dose kaufen muss. Dann habe ich etwas gewonnen, vielleicht teilweise mehr als in drei Jahrzehnten zuvor.